Badische Zeitung vom 02.03.2010: Auch fast zehn Monate nach dem Brand in einer Halle der Firma ITZ, sind die finanziellen Schäden noch nicht komplett reguliert. Wie die Begleichung der Kosten der Feuerwehren in Höhe von 128 800 Euro reguliert werden muss, ging sogar bis ins Innenministerium. Matthias Knöß, Geschäftsführer des Unternehmens, das auf eine neuartige Weise Strom produzieren möchte, sieht sich einem Verwaltungsapparat seiner Versicherung gegenüber, der viel langsamer mahlt als angenommen. Statt im ersten Quartal diesen Jahres, wie eigentlich geplant, wird die Stromproduktion wohl frühestens ein Jahr später beginnen können. Ein neues Unternehmen aufzubauen ist bereits eine anstrengende und zeitraubende Tätigkeit. Als aber am 9. Mai ein Teil der gerade aufgebauten Arbeit niederbrannte, begann für die ITZ eine noch intensivere Arbeit. "Wir sind seither mit Hochdruck daran, den Zeitverlust, der sich durch das Feuer ergeben hat, auszugleichen", so Knöß. Eine Bremse dabei sei allerdings die Bürokratie im Verwaltungsapparat der Versicherung. Diese habe zwar direkt nach dem Brand eine kleine Soforthilfe geleistet, dann aber erst Anfang Oktober eine Teilzahlung der Schadenssumme. Die hat sich mittlerweile auf deutlich mehr als 2 Millionen Euro summiert. Auf die abschließende Zahlung wartet ITZ dringend, um möglichst schnell weiter zu arbeiten. Auch die zehn Mitarbeiter warten darauf, da vorher nur kleinere Arbeiten vorgenommen werden können und sie deshalb bereits seit November in Kurzarbeit sind. Geschäftsführer Knöß rechnet damit, dass die Kurzarbeit sicherlich bis April bestehen wird. Denn bevor die Versicherungszahlungen nicht abschließend geklärt ist, möchte er nicht mit den weiteren anstehenden Arbeiten beginnen. Ein wichtiger Punkt dabei ist natürlich die Errichtung einer neuen Halle, in der die der Stromerzeugung dienlichen Abfälle gelagert werden sollen. Diese Halle ist der erste Teil der Stromgewinnung und dient auch dazu, den Prozess optisch und akustisch von der Nachbarschaft abzugrenzen. "Wir wollen nicht unsere Qualität aufgrund dieses Notfalles herunterschrauben", betont Knöß, warum nicht ohne Halle begonnen werden könnte.
Neben der langen Dauer der Regulierung macht Knöß die Versicherung noch in einem anderen Bereich Sorgen. Die Versicherungsbeiträge wurden nach dem Schadensfall neu berechnet und liegen nun "40 bis 45 Prozent" über dem Betrag vor dem Brand. Eine weitere Schwierigkeit für ein junges Unternehmen. Die sehr hohen Kosten könnten nur dadurch reduziert werden, indem ITZ weitere zusätzliche Brandschutzmaßnahmen einrichtet. Alle Gutachten hätten zwar ergeben, dass ITZ in Sachen Brandschutz keine Fehler gemacht habe, aber es liege auch in seinem eigenen Interesse, auf dem aktuellen Stand der Technik zu sein.
Und noch eine Nachwirkung des Brandes ist immer noch aktuell: Es ist immer noch nicht klar, wer die 90 000 Euro zu zahlen hat, die die freiwillige Feuerwehr Rheinfelden aufgebracht hat. Knöß hatte deshalb Gespräche mit Oberbürgermeister Niethammer, dem er erklärte, dass die Versicherung dies prüfe. Die vorliegende besondere Konstellation wird auch dieser Tage wieder die Verantwortlichen beschäftigen. Denn das ITZ-Gelände liegt auf einem Werksareal mit Werksfeuerwehr. In welcher Funktion die Feuerwehr Rheinfelden hinzugezogen worden war, sei entscheidend dafür, wer letztlich die Kosten zu tragen habe. Stadtkommandant Gerhard Salg: "Auch nach Aussage des Innenministeriums handelt es sich um eine sehr komplexe Rechtslage." Dies deswegen, weil zum Zeitpunkt des Brandes noch das alte Feuerwehrgesetz galt und der Brand auf einem Gelände mit Werksfeuerwehr stattfand. Salg sagte, er sei relativ sicher, dass die Stadt nicht für die Kosten heranziehbar sei. Auch habe die Versicherung zugesichert, die Sache wohlwollend zu prüfen. Insgesamt handelt es sich um externe Kosten in Höhe von 128800 Euro. Bislang war nur die "Hausnummer" 90000 Euro bekannt. Ansprüche gibt es von beiden Rheinfelden, der Gemeinde Birsfelden und den Werksfeuerwehren der Evonik und der DSM.
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